Heim und Herd: Hausarbeit
Lange Zeit wird Hausarbeit nur von Frauen verrichtet. Ausschließlich oder neben ihrem Beruf. Hier kannst du sehen, wie das mit dem Haushalt früher war. Heute sind Mann und Frau gesetzlich verpflichtet, ihren Beitrag zum gemeinsamen Haushalt zu leisten. Der Haushalt ist Familiensache und daher sollen auch Kinder ihren Anteil daran haben.
Hausfrauen kaufen Fleisch auf einem Bauernmarkt in Wien 1947
Erich Lessing (1923-2018): Hausfrauen kaufen Fleisch auf einem Bauernmarkt in Wien.
Foto. 1947.
(ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung, Sign.: LE 47010105 POR MAG)
Zurück an den Herd
Die Weltwirtschaftskrise bringt in den 1930er-Jahren Massenarbeitslosigkeit. Arbeitsplätze sollen den Männern vorbehalten bleiben. Die Folge sind Berufsverbote für Frauen. Die Medien stellen die Frau als Hausfrau in dieser Zeit sehr positiv dar. Die Frauen sollen nicht berufstätig sein.
Zurück an den Herd um 1933
Fritz Zvacek (1905-1975): In der Küche. Beim Kochen.
Foto. Um 1933.
(ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung, Sign.: Z 5004 POR MAG)
Arbeit im Haushalt
Die Frau bleibt als Hausfrau zuhause. Oder sie geht außer Haus arbeiten und verrichtet die Hausarbeit zusätzlich. Welche Möglichkeit die bessere ist, wird zu unterschiedlichen Zeiten jeweils anders gesehen. Für die Hausarbeit bekommen die Frauen kein Geld. Viele Frauen machen die Hausarbeit früher alleine. Sogar, wenn sie berufstätig sind.
Im Nationalsozialismus wird das Bild der Frau als Mutter und Hausfrau sehr hochgehalten. Mütter mit mehreren Kindern werden ausgezeichnet. Ein Hochzeitspaar bekommt Geld günstig geborgt. Aber in Wirklichkeit arbeiten damals mehr Frauen als zuvor in einem Beruf. Weil die Männer im Krieg sind.
Hausfrau beim Tischdecken um 1933
Fritz Zvacek (1905-1975): Beim Tischdecken.
Foto. Um 1933.
(ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung, Sign.: Z 934 POR MAG)
Damit Frauen die Hausarbeit noch besser machen, sollen sie in Mütterschulen gehen. In den Schulen wird in den 1930er-Jahren das Pflichtfach Hauswirtschaft eingeführt. Nur für Mädchen natürlich. Zu der Zeit dürfen Lehrerinnen wieder nicht heiraten. Tun sie das doch, müssen sie ihren Beruf aufgeben! Das nennt sich: Lehrerinnenzölibat. (Im Raum Lernen wollen, lernen dürfen findest du mehr dazu.)
Haushaltungsschule 1943
Lothar Rübelt (1901-1990): Haushaltungsschule. Beim Wäschewaschen.
Foto. 1943.
(ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung, Sign.: 006_43_010_01_022_B_1A_03A POR MAG)
Dienstmädchen und Köchinnen
Früher hat manche bürgerliche Frau Hilfe im Haushalt. Ein Dienstmädchen und seltener auch eine Köchin arbeiten für sie. Es sind also wieder Frauen, die die Hausarbeit machen.
Viele junge Frauen arbeiten in der Vergangenheit als Dienstmädchen. Es ist einer der häufigsten Berufe. Die Dienstmädchen sind schlecht bezahlt. Sie werden oft ausgenützt. Oft schlafen sie in der Küche. Sie haben keine geregelte Arbeitszeit. Ausgang ist nicht selbstverständlich. Kontrolle von außen gibt es keine. Für die Dienstmädchen setzen sich Frauenrechtlerinnen besonders ein.
1893 wird im Lanner-Saal im VI. Bezirk in Wien eine Dienstbotenversammlung abgehalten. Sie wird aufgelöst. Das führt zu Unmut und Tumulten. Fast jeden Sonntag versammeln sich die Dienstmädchen nun. Das geht über Monate. Dann verläuft es sich. Aber sie haben die Öffentlichkeit auf ihre Probleme aufmerksam gemacht.
1920 wird das Hausgehilfinnen-Gesetz wirksam. Besonders Anna Boschek, Johanna Weiß und Hildegard Burjan haben das erreicht. Das Gesetz sichert den Dienstmädchen nun ein bis drei Wochen Urlaub pro Jahr. Sie haben ein Recht auf eine Nachtruhe von neun Stunden festgeschrieben. Eine tägliche Pause von zwei Stunden steht ihnen zu. Ebenso ein wöchentlicher Ausgang.
Haushaltshilfen wie Putzfrauen, die oft „Bedienerin“ genannt werden, gibt es nach wie vor. Sie sind häufig schlecht bezahlt und nicht versichert.
Dienstmädchen: Ein häufiger Beruf für junge Frauen
Dienstmädchen Hedwig Sascha in Halle (Saale).
Foto. Vor 1918.
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Dienstm%C3%A4dchen_(Halle).jpg
Hausfrau im Wirtschaftswunder
Wirtschaftswunder
So wird der rasante wirtschaftliche Aufschwung ab den 1950er Jahren bezeichnet. Nach den Kriegsjahren sehnen sich die Menschen nach einem wieder lebenswerten Leben, nach Wohlstand. Ein neues Lebensgefühl entsteht.
Gesellschaftlich gibt es klare Rollen für Frauen und Männer im Familien- und Berufsleben. In vielen Handbüchern sind Ratschläge enthalten, die es zu erfüllen gilt. Es gibt sogar ein Handbuch für die gute Ehefrau.
So sieht die Gesellschaft die typische Hausfrau in den 1950er Jahren
Grafik
Oberholster Venita from Pixabay
BEVOR DER MANN HEIMKOMMT
Wenn abends der Schlüsselbund klirrt, ist das Warten eines langen Tages zu Ende und die kurzen gemeinsamen Stunden beginnen. Ob die Frau nun voll Sehnsucht gewartet hat oder im Laufe einer langen Ehe gleichgültiger geworden ist <> immer hat sie die Pflicht zur harmonischen Gestaltung der Abendstunden beizutragen.
Voraussetzung dafür ist, daß man sich vorher auf das Heimkommen des Gatten einstellt, daß man dafür Vorbereitungen trifft. <> Geh, ehe dein Mann heimkommt, prüfend durch die Wohnung, und denk darüber nach, was ihn stören könnte – du kennst ja seine Eigenheiten und besonderen Wünsche.
Halte für diesen Kontrollgang täglich einen gewissen Zeitraum frei, in dem du weder für die Kinder, noch für telephonierende Freundinnen zu sprechen bist.
Entferne dabei alle etwaigen „Steine des Anstoßes“… <> Fang im Vorzimmer an. Da sind gleich neben der Tür Fußtritte, die der Freund deines Buben soeben auf dem blanken Linoleum hinterlassen hat. Putz sie weg, sonst wird dein Mann beim Eintreten darauf zeigen, statt dich zu umarmen. <> Rüttle den Rost des Dauerbrandofens schon jetzt, wenn du weißt, daß Vati lärmempfindlich ist. <>
Sobald er heimkommt, will und muss er die Hauptperson sein und soll das auch fühlen. Dem Mann zuzuhören, wenn er erzählt, ihn zu beraten, falls er es wünscht, ist in der Stunde des täglichen Wiedersehens wichtiger als jede Hausarbeit. Wenn Vati heimkommt, soll die Mutti nur für ihn da sein. Die Kinder sollen das wissen…“
Das änderte sich bald mit der Familienrechtsreform in den 70er Jahren. Ab nun gilt die gleichberechtigte Partnerschaft in der Ehe und der Ehemann ist nicht länger das Oberhaupt der Familie. Z.B. kann der Ehemann seiner Ehefrau nicht mehr verbieten, berufstätig zu sein. Beide müssen nun zum Unterhalt beitragen. Bei einem Wohnsitzwechsel musste die Ehefrau bislang mitziehen, sonst war das ein Scheidungsgrund. Nun wird der Familiensitz partnerschaftlich gewählt.
Unbezahlte Arbeit
Frauen arbeiten insgesamt mehr als Männer, weil sie den Großteil der unbezahlten Arbeit leisten. Diese unbezahlte Arbeit heißt auch reproduktive Arbeit. Damit sind folgende Arbeiten und mehr gemeint: Arbeit mit Kindern, Hausarbeit, Organisation in der Familie, Pflegearbeit. All diese Bereiche nehmen im Leben von Frauen mehr Raum ein als in dem von Männern. Diese Arbeit ist notwendig, um Haushalte aufrecht zu erhalten. Sie muss gemacht werden, um Menschen zu versorgen. Wenn diese Arbeit berücksichtigt wird, arbeiten Frauen überall auf der Welt ca. 60 % mehr als Männer.
Dafür gibt es eine regelmäßige Erhebung europaweit und in Österreich. Nach der letzten Erhebung in Österreich erbringen zwei Drittel der unbezahlten Arbeit Frauen und ein Drittel Männer.
Hier findest du die Seite der Statstik Austria um nähere Zahlen zu erfahren.
Gemeinschaftsküche
Es gibt in der Vergangenheit verschiedene Ideen, wie berufstätige Frauen von der Hausarbeit entlasten werden können. So entstehen in den 1920er-Jahren in ganz Europa Einküchenhäuser. Für ein Wohnhaus mit mehreren Familien ist nur eine große zentrale Küche vorgesehen. Die Frauen sollen dort gemeinsam kochen. Dabei werden sie zum Teil unterstützt durch angestelltes Hilfspersonal. (Das sind natürlich wieder Frauen.) Damit sollen berufstätigen Frauen von der Hausarbeit entlastet werden. Es ist ein kurzes Experiment in den Städten.
Werbebroschüre der Berliner Einküchenhaus-Gesellschaft 1908
Berliner Einküchenhaus-Gesellschaft: Das Einküchenhaus und seine Verwirklichung als Weg zu einer neuen Heim-Kultur.
Werbebroschüre. Berlin 1908.
Am Land, in größeren Bauernhöfen, gibt es diese Art von Arbeitsteilung schon lange. Viele Menschen leben am Hof. Zeitweilig kommen auch noch von außen Arbeitskräfte dazu. Eine oder mehrere Frauen kochen für alle am Hof arbeitenden Menschen. Alle essen auch zusammen, manchmal aus nur einer Schüssel.
Am Waschtag wird die große Wäsche des ganzen Hauses von Frauen gemeinsam gewaschen.
Bäuerliche Tischgemeinschaft
Paul Pichier (1873-1955): Bauernfamilie beim Essen. Szene in Langenpreising, Oberbayern.
Foto, Schwarz-Weiß-Negativ, Glasplatte.
(ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung, Sign.: 157189-C POR MAG)
Heute gibt es Unternehmen, die Familien bei der Hausarbeit unterstützen. Es gibt eigene Kindermenüs, die Väter oder Mütter mit nach Hause nehmen können. Da ersparen sich die Eltern das Kochen. Oder sie können die Wäsche abgeben und waschen lassen.
Wie sieht es im Lockdown aus?
Die traditionelle Rollenteilung bleibt in der Corona-Krise großteils bestehen oder wird sogar noch verstärkt. Die Mütter übernehmen den Großteil der zusätzlich erforderlichen Kinderbetreuung. Daneben gibt es aber auch eine Gruppe von Vätern, vor allem jene im Homeoffice oder in Kurzarbeit, die sich während der Corona-Krise oft mehr in der Betreuung der Kinder und beim Lernen engagiert – und damit vielleicht erstmals veränderte Rollen erlebt.
Hier findest du eine Studie der Universität Wien zu diesem Thema.