Gemeinsam! Frauenvereine in Österreich
Frauen dürfen lange Zeit nicht politisch tätig sein. Deshalb gründen sie Frauenvereine. Hier arbeiten sie an Veränderungen. Manche Frauen verfassen Schriften dazu. Auch heute gibt es viele Frauenvereine.
Versammlung des Bundes Österreichischer Frauenvereine
Makart (1870-1946): Marianne Hainisch (1839-1936, abgebildet). Im Mittelpunkt einer Versammlung des Bundes Österreichischer Frauenvereine an der Gartenfront ihres Wohnhauses, Wien 3., Rochusgasse 7. Wien 21.05.1903.
(ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung, Sign.: Pf3579:E (2) POR MA)
Frauenvereine
Der erste politische Frauenverein ist der Wiener Demokratische Frauenverein 1848.
Es gibt davor nur wohltätige Frauenvereine. Der erste politische Frauenverein wird 1848 gegründet - und aufgelöst. Danach dauert es einige Zeit bis sich wieder Frauenvereine gründen. Es sind Vereine von Frauen verschiedener Gesinnungen. Dennoch arbeiten sie manchmal über die parteipolitischen und weltanschaulichen Grenzen hinweg zusammen. Frauenvereine sind die Orte, an denen Frauen sich in politischem Denken und Handeln üben können.
Bereits 1866 wird der Frauen-Erwerb-Verein gegründet, bei dem Marianne Hainisch Gründungsmitglied ist. Weil sie das Wahlrecht erringen wollen, gründen Frauen einen weiteren Verein. Es ist der Allgemeine Österreichische Frauenverein (AÖFV). Die bürgerlichen Organisatorinnen wollen sich gerne mit allen Frauenvereinen vernetzen. Gemeinsam, meinen sie, könnten sie leichter etwas erreichen. Auguste Fickert und Rosa Mayreder, die ihr in der Vitrine 1C sehen könnt, sind wichtige Persönlichkeiten dabei. Therese Schlesinger, ebenfalls in Vitrine 1C, ist auch dabei. Der Verein hat 200-300 Mitglieder. Auch Männer können unterstützende Mitlieder werden, haben aber kein Mitspracherecht.
Dieser Verein spaltet sich dann. Das Programm wird manchen Frauen zu radikal. Andererseits kommt es auch zeitweise zur Zusammenarbeit mit den Sozialdemokratinnen. Es bilden sich zwei verschiedene Vereine.
Auch die Arbeiterinnen schließen sich 1890 zu einem eigenen Verein zusammen. Es ist der Arbeiterinnen-Bildungsverein. Die Zusammenarbeit der Frauen jenseits von Weltanschauungsgrenzen funktioniert. Die bürgerlichen Frauen unterstützen die Arbeiterinnen. Sie arbeiten bei ihrem Verein mit. Sie bauen zum Beispiel eine Bibliothek auf. Im Arbeiterinnen-Bildungsvereine wirken Anna Altmann, Adelheid Popp und viele andere mit. Auguste Fickert, vom oben genannten Allgemeinen Österreichischen Frauenverein,hält Kurse über Literatur. Auch heute kommt es unter Frauen verschiedener Parteien manchmal zu Zusammenhalt und Zusammenarbeit. Dann steht das gemeinsame „Frau Sein“ über den anderen Interessen.
1902 gründen Marianne Hainisch, Bertha von Suttner, Marie von Ebner-Eschenbach, Leopoldine Glöckel und Auguste Fickert gemeinsam den Bund Österreichischer Frauenvereine (BÖFV). Er existiert immer noch.
Bund Österreichischer Frauenvereine (BÖFV)
Der Bund Österreichischer Frauenvereine bringt viele Frauenvereine zusammen. Gemeinsam sind sie stärker. Der Verein ist überparteilich. Es wollen nicht alle dabei sein. Der Bund spaltet sich später in einen radikalen und einen gemäßigten Flügel. Letzterer existiert noch heute als BÖFV. Die derzeitige Präsidentin ist Eleonore Hauer-Rona.
Bundestag des Bundes Österreichischer Frauenvereine 1911
Atelier Lechner Müller: Bundestag Österreichischer Frauenvereine in Wien. 13. bis 17. Mai 1911, vor dem Portal der Handelskammer in Wien, Stubenring 8-10.
Foto. Wien 1911.
(ÖNB/Bildarchiv und Grafiksammlung, Sign.: 435.878-B POR MAG)
Der Wiener Frauen-Club
Eine Reihe weiterer Frauenvereine werden gegründet wie der Frauen-Club 1903. Er bezeichnet sich als unpolitisch und soll der „Behaglichkeit und Unterhaltung“ dienen.
Der Wiener Frauenclub in seinem neuen Heim
Frauenvereine. Der Wiener Frauenclub in seinem neuen Heim: Das Präsidium und die Damen des Ausschusses am Tage der Eröffnung im Billardzimmer. Zeitungsdruck nach einem Foto. In: Das Interessante Blatt vom 22.11.1900, XIX. Jg., Nr. 47, S 7.
(ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung, Sign.: 284224-B POR MAG und Anno/ÖNB)
Kontakt mit dem Ausland
Wusstest du, dass es bereits 1904 eine türkische Frauenrechtlerin gibt? Die türkische Frauenrechtlerin Prinzessin Hairie Ben-Ayad hält 1904 im Neuen Frauen-Club einen Vortrag.
Die türkische Prinzessin Hairie Hanen Noury Bey
Prinzessin Hairie Hanen.
Zeitungsdruck nach einem Foto. In: Illustrierte Rundschau (Dillinger’s Reisezeitung) vom 01.11.1901, XII. Jg., Nr. 31, S 4.
(Anno/ÖNB)
Der Österreichische Frauenring
Der Österreichische Frauenring ist die Dachorganisation österreichischer Frauenvereine - von Parteien, Kirchen, Gewerkschaften, Standesvertretungen, autonomen und unabhängigen Frauengruppen. Er wurde am 27.10.1969 gegründet. Gründungsmitglieder sind Lola Solar und Herta Firnberg.
Mit mehr als 40 Mitgliedsorganisationen vertritt der ÖFR indirekt eine Million Frauen in Österreich. Es geht um die Wahrung der Rechte aller Frauen und die Gleichstellung der Geschlechter.
Der Frauenring ist Mitglied der Europäischen Frauenlobby in Brüssel. Er hat Sitz und Stimme im Vorstand.
Lola Solar
Politisch engagiert sich Lola Solar in der Katholischen Jugend und der Katholischen Aktion. Nach dem II. Weltkrieg ist sie von 1945 bis 1970 als niederösterreichische Landesleiterin der Österreichischen Frauenbewegung tätig, 1950 wird sie Bundesleiterin der Österreichischen Frauenbewegung. Von 1949 bis 1970 ist sie Abgeordnete zum österreichischen Nationalrat. Sie ist geschäftsführende Vorsitzende des Österreichischen Wohlfahrtsdienstes und Mitbegründerin des Österreichischen Frauenringes, der heute noch aktiv ist und sich als Dachorganisation verschiedenster Frauengruppen für Gleichstellung und Frauenrechte einsetzt.
Hertha Firnberg
Hertha Firnberg
Atelier Photo Simonis: Hertha Firnberg.
Portraitfoto. Wien Juli 1971.
(ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung, Sign.: SIM 47 POR MAG)
Dr.in Hertha Firnberg (1909 -1994) ist eine österreichische Politikerin und die erste sozialdemokratische Ministerin Österreichs. In Wien geboren, wächst Firnberg in Niederrußbach in Niederösterreich auf, wo ihr Vater Gemeindearzt ist.
Ab 1959 ist sie politisch tätig. 1970 wird sie die erste sozialdemokratische Ministerin. Damit auch die zweite Ministerin überhaupt erst! Sie baut als erste Wissenschaftsministerin das Ministerium auf und ist auch für die große Universitätsreform 1975 verantwortlich.
Soroptimist International
Die Clubs der Soroptimistinnen entstehen in der Zeit, als Frauen in Europa und Amerika erstmals das Wahlrecht erhalten. Davor setzen sich adelige Frauen und Bürgerinnen für dieses Ziel ein.
Frauen fordern ihre Rechte ein
Frauen fordern ihre Rechte ein.
Reproduktion eines Fotos.
(repro si österreich/Soroptimist)
Ihre Ziele sind:
- Verbesserung der Lebenssituationen von Frauen und Mädchen
- Hohe ethische Werte
- Menschenrechte für alle
- Förderung von Gleichheit, Entwicklung und Frieden
Heute sind die Soroptimistinnen in 132 Ländern aktiv und haben mehr als 80.000 Mitglieder. In Österreich gibt es derzeit 58 Clubs mit knapp 1800 Mitgliedern.