Verschnürte Frauen: Das Korsett
Korsett und Mieder schaden dem Körper. Frauen tragen es, um schöner zu sein. Auch manche Männer schnüren sich. Es sind nur ein paar Männer. Männer müssen nicht dem Schönheitsideal folgen. Frauen offenbar schon.
Mädchen bekommen oft schon früh ein Mieder. Manchmal sogar auch schon als Kleinkinder. Kaiser Joseph II. verbietet 1783 das Tragen von Miedern für Schülerinnen aus Gesundheitsgründen ausdrücklich.
In dieser Vitrine kannst du über das Korsett nachlesen, das 400 Jahre lang Frauen einschnürte.
Werbung für ein Korsett 1890
Korsett von 1890.
Werbefoto. 1890.
(Albert Greiner/Mey &Edlich)
Eingeschnürte Frauen: Das Korsett
Als Korsett wird ein steifes Unterkleidungsstück bezeichnet. Es liegt eng am Körper an und formt ihn. Dabei gibt es unterschiedliche Verstärker. Geschlossen wird es mit Knöpfen, Hakerln oder es wird geschnürt. Weitere Namen sind Mieder, Schnürbrust oder Leibstück.
Auch Männer schnüren sich manchmal. Korsette sind ein wesentlicher Bestandteil der Kleidung für Frauen. Mehr als vier Jahrhunderte lang: Vom 15. Jahrhundert bis zum I. Weltkrieg (1914-1018). Das können wir uns heute gar nicht vorstellen. Heute wird das Korsett als „Folterinstrument“ gesehen. Manchmal wird es in der Mode aber spielerisch aufgegriffen.
Ärzte, Reformpädagogen und Künstler wettern gegen das Korsett. Sie warnen vor gesundheitlichen Schäden. Mit wenig Erfolg. Frauenrechtlerinnen schließen sich den Warnungen an. Frauen können nicht frei sein, wenn sie ein Korsett tragen. Andere Frauen sehen das anders. Sie tragen das Korsett und zeigen damit, wie vornehm sie sind. Nach ihrer Meinung unterstreicht es die eigene Schönheit.
Die Mode verändert sich aber. Bald tragen die Frauen kein Korsett mehr. Das hat auch die Frauenbewegung mit bewirkt.
Eine moderne Variante des Korsetts trägt Madonna
Im Kegel-BH und mit Michael-Jackson-Moves: Die Pop-Ikone Madonna im Outfit von Jean-Paul Gaultier, einem Modeschöpfer. Madonna provoziert bei ihren Auftritten gerne. Sie gilt als eine der erfolgreichsten weiblichen Künstlerinnen aller Zeiten und als weltweit bisher einflussreichste Sängerin. Von manchen wird sie auch als Queen of Pop bezeichnet.
Madonna im Korsett auf der Bühne 1990
Hans Schaft: Madonna während eines Konzerts.
Fanfoto. 1990.
(Hans Schaft)
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:ExpressYourselfUnderGround_cropped.jpg
Werbung für ein Korsett 1908
So sieht das Korsett zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus. Könnt ihr euch vorstellen, das täglich zu tragen?
Das Foto zeigt ein Korsett und stammt aus einem Modekatalog aus Paris 1908.
Vorführung eines Korsetts 1908
Felix: Le Corset Thylda.
Werbefoto. In: Les Modes. Paris 1908.
https://de.wikipedia.org/wiki/Korsett#/media/Datei:Corset_1908.jpg
Schäden durch das Korsett
Dieses Bild stammt aus einem Buch von 1892. Es will auf die Folgen von Korsettschnürung aufmerksam machen: Durch Schnürung in der Wachstumsphase kommt es zu dauerhaften Brustkasten-Deformationen.
Das Korsett schadet dem Körper
Brustkorbdeformation durch das Korsett im Vergleich.
Lehrbuchzeichnung. In: Bernhard Langkabel: Der Mensch und seine Rassen. Stuttgart 1892. S. 15f.
Beschriftung der Zeichnung in unsere Schrift und Rechtschreibung übertragen:
[links:] „Normaler weiblicher Brustkorb (eingezeichnet in die Umrisse der Mediceischen Venus.)"
[rechts:] „Weiblicher Brustkorb, durch übermäßiges Schnüren verkrüppelt.“
Schädlichkeit der Mieder: Erkannt schon 1783
Eine Verordnung von Kaiser Joseph II. von 1783 verbietet in Österreich das Tragen von Miedern für Schülerinnen.
Die Verordnung findet in den Schulen und Internaten wohl nicht die entsprechende Beachtung. Jedenfalls nicht auf Dauer. Mehrmals muss das Verbot erneut ausgesprochen werden. So finden wir es als k.k. Gesetz Nummer 66 vom 3. Dezember 1811 erneut in einem Verlautbarungsblatt.
Verordnung gegen das Tragen von Miedern
Schädlichkeit der Mieder.
Verordnung Nr. 66. Wien 1812. In: Politische Gesetze und Verordnungen 1792–1848, Jahrgang 1812. S 108.
(Alex/ÖNB).
https://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=pgs&datum=1812&page=534&size=45
Der Text der Verordnung lautet in heutige Schrift und Rechtschreibung übertragen:
„Schädlichkeit der Mieder. Bereits unter dem 14. August 1783 wurde verordnet: dass, da die schädigende Wirkung des Gebrauchs der Mieder (Schnürbrüste) auf die Gesundheit und besonders den Wuchs des weiblichen Geschlechts allgemein anerkannt ist und die Nichttragung derselben hauptsächlich zu ihrer guten Konstitution und ehelichen Fruchtbarkeit sehr viel beiträgt, in allen Waisenhäusern, Klöstern und wie immer irgend eine öffentliche weibliche Erziehungsanstalt besteht, die Tragung dergleichen Mieder von was immer für Gattung sogleich zu untersagen und sämtlichen Schul[er]haltern einzubinden sei, dass kein Kind weiblichen Geschlechts mit Mieder in die Schulen oder sonstigen Anstalten aufgenommen oder gelitten werden dürfe.
Da jedoch ungeachtet dieses bestehenden Verbots die so sehr schädliche Mode der gedachten Schnürbrüste wieder herrschend geworden zu sein scheint, so wird der Landesstelle aufgetragen, dafür zu sorgen, dass die eingangs gedachte Verordnung vom 14. August 1783 in allen Waisenhäusern, Klöstern oder sonstigen weiblichen Erziehungsanstalten genau beobachtet und sohin das Nötige verfügt werde.“