Frauen in der Architektur
Frauen haben es als Architektinnen oft schwerer als Männer. Dennoch gibt es auch in Österreich eine Reihe Frauen, die interessante Bauwerke schaffen oder als Innenarchitektinnen arbeiten.
Zaha Hadid: Bergisel-Schanze
Zaha Hadid: Bergisel-Schanze.
Skisprung-Schanze auf dem Bergisel. Innsbruck 2003.
Foto: Richard Wasenegger. Innsbruck 2004.
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bergisel_2004-11-04.jpg
Eine weibliche Geschichte der Architektur
Vorurteile sitzen tief: Frauen können nicht rechnen und daher keine Budgets verwalten. Frauen können nicht dreidimensional denken. Frauen haben auf Baustellen nichts zu suchen.
Solche Klischees halten Frauen lange Zeit vom Architekturberuf fern. Heute ist das zwar nicht mehr der Fall, wie Zahlen belegen: Mehr weibliche als männliche Erstsemester starten ins Architekturstudium. Doch Architektinnen bleiben unsichtbar oder geben wegen der schweren Vereinbarkeit von Beruf und Familie oft auf.
Österreichische Frauen als Architektinnen
Mit einem Erlass 1919 öffnet sich die Technische Universität (TU) für Frauen. Als Gasthörerin kommt schon 1908 eine Frau an die damalige Technische Hochschule Wien. Zunächst müssen Frauen um die Anerkennung ihrer Berufsfähigkeit kämpfen.
Als sie sich dann hier einschreiben dürfen, geht das nur, wenn sie die Männer nicht „behindern“. Soweit sie also „ohne Schädigung und Beeinträchtigung der männlichen Studierenden nach den vorhandenen räumlichen und wissenschaftlichen Einrichtungen der einzelnen Hochschulen Platz finden können“.
Tatsächlich bleiben Studentinnen an den Technischen Hochschulen Österreichs, mit Ausnahme der Jahre 1943 bis 1945 im II. Weltkrieg, bis in die 1970er Jahre eine Minderheit (unter 10%). Dennoch: Viele von ihnen schließen ihr Studium erfolgreich ab und machen Karrieren im Berufsleben.
Die erste Habilitation (eine Station auf dem Weg zur Professorin oder zum Professor) einer Frau erfolgt 1940. 1974 erfolgt die erste Ernennung einer Frau zur außerordentlichen Professorin. Erst 1996 wird erstmals eine ordentliche Professorin berufen. Seit 2011 steht mit Rektorin Sabine Seidler eine Frau an der Spitze der TU Wien.
Margarete Schütte-Lihotzky
Margarete Schütte-Lihotzky (1897-2000) ist die wohl berühmteste österreichische Architektin. Sie lebt über 100 Jahre. Als eine der ersten Frauen in Österreich studiert sie Architektur.
Margarete Schütte-Lihotzky 1997
Margarete Schütte-Lihotzky.
Foto, Momentaufnahme. 1997.
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Margarete_Sch%C3%BCtte-Lihotzky_1997.jpg
Die Frankfurter Küche
International bekannt wird Margarete Schütte-Lihotzky durch ihre Frankfurter Küche, den Urtyp der Einbauküche. Die soll die unbezahlte Arbeit von Frauen möglichst gering halten und auch ärmeren Haushalten zu einer praktischen Kochmöglichkeit verhelfen.
Diese Frankfurter Küche ist der Urtyp aller Einbauküchen. Ihr Einfluss wirkt bis heute nach.
Die Frankfurter Küche von Margarete Schütte-Lihotzky 1926
Frankfurter Küche.
Foto, schwarz-weiß. Frankfurt 1926. In: Das neue Frankfurt, Jg. 1925/27, Heft 5.
(Das neue Frankfurt)
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Frankfurterkueche.jpg#/media/File:Frankfurterkueche.jpg
Marie-Therese Harnoncourt-Fuchs
Marie-Therese Harnoncourt (*1967) kommt in Graz zur Welt. Ihre Projekte reichen von experimentellen Eingriffen in den Stadtraum und Installationen bis hin zu konkreten Bauaufgaben. Sie lehrt in Wien und Linz und hält Gastvorträge im In- und Ausland.
Sie gestaltet gemeinsam mit Ernst J. Fuchs den Wolkenturm im Schlosspark Grafenegg. Ihr Architekturbüro thenextENTERpriseArchitects erhält dafür 2018 den Würdigungspreis für Architektur des Landes NÖ.
Marie-Therese Harnoncourt-Fuchs
Marie-Therese Harnoncourt-Fuchs
Offizielles Foto (Ausschnitt).
(tnEArchitects)
Der Wolkenturm in Grafenegg
the next ENTERprise Architects: Wolkenturm.
Offizielles Foto. Klaus Vyhnalek
(Grafenegg Kulturbetriebs GmbH/NÖKU)
https://www.noeku.at/de/betriebsgesellschaften/grafenegg-kulturbetriebs-gmbh
Frauen als Architektinnen international
Auch international setzen sich Frauen in der Architektur immer mehr durch.
Zaha Muhammad Hadid (1950-2016) ist eine irakisch-britische Architektin, Architekturprofessorin und Designerin. Als erste Frau erhält sie 2004 die bedeutendste Ehrung in der Architektur, den Pritzker-Architektur-Preis. Im Jahre 2009 wird ihr das japanische Praemium Imperiale verliehen.
Zaha Hadid ist auch in Österreich tätig. So stammt die Schispringer-Schanze auf dem Bergisel in Innsbruck von ihr.
Zaha Hadid vor dem Heydar Aliyev Cultural center in Baku
Dmitry Ternovoy: Zaha Hadid im Heydar Aliyev Cultural Center in Baku.
Foto. Baku 2013.