Mehr Berufe für Frauen im 20. Jahrhundert
Rund um das Jahr 1900 arbeiten immer mehr Frauen. Viele arbeiten in den neuen Büros. Oder als Krankenschwestern, Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen. Viele Frauen gehen in die Fabriken. Höhere Positionen hingegen bleiben Frauen lange verwehrt. Das hängt mit der Ausbildung zusammen. Die fehlt den Frauen. (Im Raum Lernen wollen, lernen dürfen kannst du das nachlesen. Dort steht, warum Frauen kaum Bildung hatten. Und wie sich das geändert hat.) Weibliche Angestellte bekleiden häufig untergeordnete Positionen.
Die Sekretärin des Bürgermeister von Wien mit ihrem Chef 1888
Felder, Kajetan Freiherr von. Altersbildnis zusammen mit seiner Sekretärin Rosa Rittner beim Diktat am Gartentisch.
Fotografische Reproduktion. Original 1888.
(ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung, Sign.: NB 523.701 - B POR MAG)
Krankenschwester
Ursprünglich liegt die Krankenpflege in den Händen von Nonnen (seltener auch von Mönchen). Dementsprechend werden auch die Pflegekräfte von Ordensfrauen ausgebildet. 1882 schafft dann Theodor Billroth im Rudolfinerhaus in Wien die erste Krankenpflegeschule. Ab 1913 gibt es eine weitere im Allgemeinen Krankenhaus Wien. Auch das Rote Kreuz beginnt mit solchen Einrichtungen. Krankenschwestern erhalten dadurch eine fundierte Ausbildung.
Rot-Kreuz-Schwester um 1925
Karl Winkler (†1988): Rot-Kreuz-Schwester.
Foto. Um 1925.
(ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung, Sign.: 503900 - C POR MAG)
Krankenschwestern im Wilhelminenspital Wien 1932
Wien 16, Wilhelminenspital. Neubauten im Wilhelminenspital – 3. Medizinische Abteilung: Gang im Krankentrakt mit Krankenschwestern.
Foto. Um 1932.
(ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung, Sign.: Pk 3844,17 POR MAG)
http://data.onb.ac.at/rec/baa2921086
Sekretärin
Der Beruf der Sekretärin gewinnt an Bedeutung. Die Verwaltungsarbeit wird zunehmend verschriftlicht. Das trifft auf den Bereich der Wirtschaft ebenso zu wie auf Ämter und Behörden. Den Beruf des Sekretärs gibt es schon lange. Wie sich nun zeigt, können diese Arbeit Frauen ebenso gut machen. Es muss ihnen auch nicht so viel gezahlt werden, wie den Männern. So jedenfalls die damals vorherrschende Meinung.
Sekretärin und Chefin 1938
Agentur New York Times Photo: Die Schriftstellerin Genevieve Tabouis diktiert ihrer Sekretärin.
Foto. 1938.
(ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung, Sign.: FO300431/07 POR MAG)
Kindergärtnerin
Die erste Ausbildungsstätte für Kindergärtnerinnen in Niederösterreich gründen die Schulschwestern 1923. Es ist eine zweijährige Privat-Bildungsanstalt in Amstetten. Die Kindergärtnerinnen (heute Elementarpädagoginnen) erhalten dadurch eine bessere Berufsgrundlage.
Kindergärtnerin um 1920
Kloster der Franziskanerinnen. Kindergärtnerin mit Kindern.
Foto. Um 1920.
(ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung, Sign.: L 37.348A(B) POR MAG)
Kinderbetreuung heute
Insgesamt stehen niederösterreichweit 2020 bereits 7.000 Plätze für Kinder unter zweieinhalb Jahren in rund 450 Kleinstkind-Betreuungsgruppen zur Verfügung. Weitere rund 70 Betreuungseinrichtungen sind in Vorbereitung.
Auch das Kindergartenangebot wird seit Jänner 2018 kräftig ausgebaut: Rund 150 zusätzliche Kindergartengruppen sind seither in Niederösterreich entstanden. Insgesamt gibt es in Niederösterreich 1.056 NÖ-Landeskindergärten.
Nähere Informationen zur Kinderbetreuung in Niederösterreich:
Frauenarbeit im Krieg
Wenn im Krieg die Männer einrücken, fehlen sie als Arbeitskräfte. Frauen müssen sie ersetzen und ihre Tätigkeiten übernehmen.
Schaffnerin auf der Plattform
Schaffnerin auf der Plattform
Foto 1916
Pichler
(ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung Sign.PCH 18.027B POR MAG)
Frauen im I. Weltkrieg
Im I. Weltkrieg (1914-1918) rücken die Männer ein. Frauen üben nun „Männer“-Berufe aus. Sie arbeiten in Munitionsfabriken oder verrichten in der Landwirtschaft Männerarbeiten. Sie arbeiten auch als Briefträgerinnen und bei der Bahn. Sogar die freiwilligen Feuerwehren werden von Frauen betrieben. Frauen werden auch beim Militär als weibliche Hilfskräfte eingesetzt: in Schreibstuben, als Telefonistinnen, Wäscherinnen, Krankenschwestern und in weiteren Funktionen. Sie machen diese Arbeiten beim Militär und außerhalb genauso gut wie Männer. Trotzdem werden sie nach dem Krieg aus vielen Berufen wieder verdrängt. Es gibt dennoch immer viele berufstätige Frauen. Sogar in neuen Berufen wie dem der Angestellten. Aber es wird versucht, Frauen nur in typisch weiblichen Berufen arbeiten zu lassen.
Frauen im Kriegseinsatz
K.u.k. Kriegspressequartier, Lichtbildstelle Wien: Vaterländischer Hilfsdienst im Felde beim XX. Korps-Kommando.
Foto, Schwarz-Weiß. 1917.
(ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung, Sign.: WK1/ALB015/04153 POR MAG)
Frauen im II. Weltkrieg
Auch im II. Weltkrieg ist die Situation ganz ähnlich wie im I. Weltkrieg. Frauen machen wieder „Männerarbeit“. Sie werden auch zum Arbeiten verpflichtet. Zum Beispiel in der Rüstungsindustrie.
Munitionsherstellung durch Frauen
Fotoagentur Weltbild: Granatenfertigung.
Foto. 1941.
(ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung, Sign.: S 547/41 POR MAG)
Frauenarbeit von 1945 bis heute
Nach dem Krieg finden die Menschen es richtig, dass nur die Männer außer Haus arbeiten gehen und Geld verdienen sollen. Die Frauen sollen sich nur um den Haushalt und die Kinder kümmern. Trotzdem arbeitet in den 1950er- und 1960er-Jahren schon die Hälfte der Frauen. Sie sind damals hauptsächlich in der Landwirtschaft, bei der Herstellung von Waren und im Handel (meist als Verkäuferinnen) tätig. Bis zur Familienrechtsreform Mitte der 1970er-Jahre dürfen verheiratete Frauen nur arbeiten, wenn es ihr Mann erlaubt. Das ändert sich jetzt. 1979 tritt auch das Gleichbehandlungsgesetz in Kraft. Es verbietet unterschiedliche Löhne für Frauen und Männer. Das ist ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zur Gleichstellung von Mann und Frau.
Lokaleröffnung, der Besitzer (Heinz Conrads) mit drei Kellnerinnen
Conrads, Heinz, 1913-1986.
Foto, Schwarz-Weiß. 1959.
(ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung, Sign.: FO400591/01 POR MAG)
Ab den 1980er-Jahren arbeiten bereits 58% der Frauen. In den meisten Berufen verdienen sie aber wenig.
Viele Initiativen wollen Frauen und Männer auch beruflich gleichstellen.
Frauen haben inzwischen eine höhere Ausbildung als früher. Trotzdem ist die bezahlte Arbeit heute immer noch ungleich auf Männer und Frauen aufgeteilt. Die Mehrheit der Frauen arbeitet nur Teilzeit, die Mehrheit der Männer Vollzeit. Frauen sind selten in Führungspositionen. Und sie verdienen insgesamt weniger.
Mehr als die Hälfte Frauen arbeitet in Berufen der persönlichen Dienstleistung. Das sind Berufe wie FriseurInnen, MasseurInnen und 24-h-BetreuerInnen. Früher waren das auch DienstbotInnen oder HausgehilfInnen, das sind heute seltene Berufe. Beliebt sind auch Berufe wie KellnerIn und VerkäuferIn.
Hundert Jahre Frauen im Berufsleben
Der eigene Beruf war für Frauen immer wichtig. Um 1900 bis 1910 sind rund 40% der Frauen erwerbstätig. Es kommt dann zu einem Rückzug aus dem Arbeitsleben. Frauen sind daheim und leisten die Hausarbeit. Durch die zwei Weltkriege ist diese Entwicklung unterbrochen. Frauen werden im Arbeitsleben gebraucht, ihre Männer sind im Krieg.
Wenn man die Jahre 1910 und 2009 betrachtet, ist der Unterschied der berufstätigen Frauen zwischen damals und heute gering. 2009 sind rund 45% der Frauen im Berufsleben.
Arbeit im Büro
Wien 14, Hustergasse 3-11. Morawa & Co. Büroarbeit.
Foto, Schwarz-Weiß. 1958.
(ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung, Sign.: 503174 - B POR MAG)