Mode in ihrer Zeit
Ein Streifzug durch das 20. Jahrhundert
In die Zeit der äußeren Veränderungen zur modernen Frau mit kurzen Haaren und kürzeren Kleidern fallen auch die ersten politische Erfolge von Frauen.
Sie dürfen in Österreich 1919 erstmals wählen und gewählt werden. Die ersten Frauen ziehen in das Parlament ein. Weltweit die allererste Frau an der Spitze einer parlamentarischen Körperschaft wird Olga Rudel-Zeynek, als sie 1927 Bundesratspräsidentin wird. (Siehe auch Raum Frauen bewegen!)
Olga Rudel-Zeynek
Olga Rudel-Zeynek.
Portraitfoto.
(Parlament)
https://www.parlament.gv.at/PERK/FRAU/PION/Bis1970/index.shtml
Selber nähen wird modern
Nach dem übermütigen Lebensstil der 1920er Jahre kommt die Weltwirtschaftskrise. In dieser Zeit wird das Selbernähen aktuell.
Das einfache Kostüm wird zur eleganten Alltagsmode. Es besteht aus einem schmalgeschnittenen, bis zur Wade reichenden Rock und einer taillierter Jacke.
Viele Menschen werden arbeitslos. Die Frauen sind wieder mehr zu Hause.
Sparsamkeit ist angesagt. Mit dem Krieg kommt die Rationierung von Lebensmitteln und Bedarfsartikeln durch ein strenges Karten- und Punktesystem: 1 Karte = 100 Punkte. Das bedeutet zirka ein Outfit pro Jahr: Socken 4 Punkte, ein Pullover 25 Punkte, ein Kleid 45 Punkte.
Deswegen werden viele erfinderisch. Alte Stoffe werden für neue Kleidung verwendet. Abgetragene Mäntel oder Anzüge werden aufgetrennt und daraus Frauenmäntel und Kleider genäht, aus Vorhängen wird Sportbekleidung.
Seidenunterwäsche ist verboten, denn Seide wird dringend für Fallschirme benötigt.
Wirtschaftswunder und Petticoats
Der wirtschaftliche Aufschwung in den 1950er-Jahren bringt Wohlstand. Nun wollen die Menschen die Kriegsjahre vergessen. Frauen wollen sich gerne betont weiblich kleiden.
Das Mieder kommt zurück. Es betont das Dekolleté (der Ausschnitt) und die „Wespentaille“. Damit ist eine ganz schmale Taille gemeint. Die Frauen wollen als Grande Dame auftreten. Das ist eine besonders elegante Erscheinung. Vorbilder sind wohlhabende, welterfahrene Frauen. Schauspielerinnen wie Audrey Hepburn, Marilyn Monroe, Grace Kelly und die Österreicherin Romy Schneider verkörpern sie.
Die Modetrends der Jugend hingegen sind Petticoat und Lederjacke, Röhrenjeans und die Elvis Haartolle.
Mode der 1950er Jahre
1950’s Women’s fashion.
Grafik. 2019.
(winwin.annoncevous.net)
Revolutionär und unkonventionell
Die 1960er-Jahre sind ein Jahrzehnt, in dem sich einiges tut. Getragen von der Jugend, die ganz anders sein will als ihre Eltern, beginnt die sexuelle Revolution. Die Friedens- und Hippie-Bewegung setzt sich bei den jungen Leuten durch. StudentInnen gehen auf die Straße und demonstrieren. Daraus entwickeln sich Friedensbewegungen und Bürgerrechtsunruhen. Es kommt zu gewaltfreien Sit-ins gegen Rassendiskriminierung . Es ist die Zeit der Flower-Power.
Erstmals wird eine Frau in Österreich Bundesministerin: Grete Rehor. (Siehe auch Raum Frauen bewegen!)
Die Mode zeigt die politische Einstellung oder Lebensphilosophie. Die Hose wird fixer Bestandteil der Frauengarderobe. Bis dahin war es Frauen nur im Sport möglich, Hose zu tragen. (außer eine kurze Zeit in den wilden 1920er Jahren) Bequemlichkeit in der Kleidung erhält einen hohen Stellenwert.
Das britische Model Twiggy, die französische Schauspielerin Brigitte Bardot sowie die amerikanische First Lady Jackie Kennedy gehören zu den Modevorbildern dieser Zeit.
Das britische Model Twiggy
Foto: Dolldiva67,
Stilikone der Swinging Sixties: Das britische Model Twiggy prägte mit burschikoser Figur und kurzen Kleidern in A-Linien-Form den Look der 1960er-Jahre.
Gesellschaftliche Veränderungen in den 1970ern
Die 1970er-Jahre sind geprägt von gesellschaftlichen Veränderungen. Die reichen bis in das Privatleben der Menschen. Das Familienrecht wird geändert. Der Ehemann ist nun nicht mehr Oberhaupt der Familie. Die Gleichberechtigung der Frau in der Ehe wird bestimmt.
Der Mann kann seiner Ehefrau nicht mehr verbieten, berufstätig zu sein. Sie kann nun einen Reisepass für ihre Kinder beantragen, mitbestimmen, welche Ausbildung die Kinder machen sollen. Das während der Ehe erworbene Vermögen gehört nach einer Scheidung nun nicht mehr alleine dem Ehemann.
Die Mode zeigt starke Frauen: Sie tragen extreme Schulterpolster („Dress for Success“).
Es gibt neue Stilikonen wie Prinzessin Diana. Sie verkörpert das Ideal der superschlanken Frau. Durch sie und ihre Ernährungsgewohnheiten finden die Themen Magersucht und Bulimie ihren Weg in die Medien. Diese Ernährungsstörungen sind auch heute bei jungen Menschen weit verbreitet.
Die Welt und die Freiheit der Mode
Auch in den folgenden Jahrzehnten gibt es Veränderungen, die das Zusammenleben prägen. 1990 wird Johanna Dohnal erste Frauenministerin Österreichs. Sie setzt sich für Gleichberechtigung und Frauenrechte ein. (s. auch Raum Frauen bewegen)
Der Eiserne Vorhang fällt ebenso wie die Berliner Mauer. Österreich tritt der Europäischen Union bei. Die Gleichstellung von Frauen und Männern ist eines der Ziele der Europäischen Union.
Der Euro löst den Schilling ab. Die Osterweiterung bringt große Herausforderungen mit sich.
An der Spitze Europas steht heute auch eine Frau: Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission. (s. Raum Frauen bewegen)
Modediktate, wie es sie früher gibt, verschwinden. Kleidung muss tragbar sein. Es ist alles erlaubt. Der Grunge-Look sorgt für zerschlissene Jeans und dunkle Augenringe.
Street Wear – also Kleidung die vor allem der Hip Hop Subkultur zuzuschreiben ist, setzt sich durch. Jogginghosen und Trainingsjacken sind auch in den Luxusmodehäusern angekommen.
Sneaker bekommen eine große Bedeutung zugeschrieben – der Schuhmarkt bringt wöchentlich neue Sondereditionen an Modellen hervor.
Retro Mode ist allgegenwärtig – neue Kollektionen welche die 80er und 90er Jahre imitieren, wie bauchfreie Crop-Tops und neon farbene Fleece Pullover werden in allen angesagten Geschäften angeboten, die Jeans kommt in der Abendmode an. Tätowierungen sind Mainstream.
Jetzt erobern Technologien den Modemarkt. Neue Materialien messen Puls und Herzschlag. 3D Drucker erzeugen Smart/Intelligent Clothes.
Zu den heutigen Modevorbildern zählen jedenfalls Influencer der bekannten Social Media Plattformen Youtube, TikTok und Instagram aber auch selbstbewusste Frauen wie Victoria Beckham und Meghan Markle sowie jede Menge Mode-Bloggerinnen und Fashion-Profis wie Stil-Ikone Caroline de Maigret, eine französische Model- und Musikproduzentin. Fashionistas wissen einfach, was ihnen steht und worin sie sich wohlfühlen!