Spott und Hohn für die Frauen
Frauen kämpfen um Gerechtigkeit für sich. Ihr könnt hier in alten Zeitungen nachlesen, wie Männer sie dafür verspotten. Männer glauben, sie sind lustig, wenn sie Frauen lächerlich machen.
Hier findest du Beispiele für Handlungen oder Schriften gegen die Frauenbewegung.
Die erste Zusammenkunft des Ersten Wiener Demokratischen Frauenvereins 1848 stören Männer mit Gewalt. Sie wollen keine politische Betätigung von Frauen. Dazu passt ein Ausspruch von damals. Der lautet sinngemäß: Wenn Frauen zu Politik zugelassen werden, können auch Kinder und Narren zugelassen werden.
Auch der damalige Papst Leo XIII. ist gegen die Gleichberechtigung der Frau. Das sagt er 1880 in einem Schreiben an alle Gläubigen über die christliche Ehe.
Frauen, die studieren, werden schriftlich angegriffen. 1895 erscheint eine Schmähschrift gegen das Frauenstudium. Der Autor ist Dr. Eduard Albert. Frauen antworten ihrerseits mit Schriften darauf.
Marianne Hainisch hält dazu einen wichtigen und viel beachteten Vortrag. (Im Raum Frauen bewegen! erfährst du mehr über sie.) Ein weiteres Buch gegen die Frauen wird veröffentlicht: Es wird darin behauptet, dass Frauen dümmer sind als Männer. Dr. Paul Julius Moebius hat es geschrieben, mit dem Titel: Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes. Es erlebt zahlreiche Auflagen.
Fingierte Stimmen zum Frauentag
Frauen wird sogar beim Frauentag unterstellt, ihr einziges Ziel wäre, einen Mann zu finden. Die Männer werden als Weiberhelden (das sind „Womanizer“) dargestellt.
Stimmen zum „Frauentag“
Stimmen zum „Frauentag“.
Der Floh vom 24. April 1892, XXIV. Jg., Nr. 17. S 2.
(Anno/ÖNB)
https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=flo&datum=18920424&seite=2&zoom=33
Text des Zeitungsausschnitts in unsere Schrift und Rechtschreibung übertragen:
Stimmen zum „Frauentag"
Gott sei Dank, dass auch Männer Zutritt haben! Ein Frauentag ohne Männer, das wäre das Langweiligste! Eine Emanzipierte.
Vielleicht findet der „Frauentag“ die Lösung, dass arme Jungfrauen nicht ihre Tage allein beschließen müssen! Eine Sitzengebliebene.
Ein Tag ohne Frauen – entsetzlich! Ein Frauentag? Vederemo! [Übers.: Wir werden es sehen!] Ein Don Juan. [Anm.: Mit „Don Juan“ ist ein „Womanizer“ gemeint.]
Gedicht zum Frauentag
Der Autor setzt die Unterdrückung durch Mode der Unterdrückung durch Männer gleich. Was sagt ihr zu diesem Text?
Gedicht zum ersten österreichischer Frauentag
Erster österreichischer Frauentag.
Figaro – Humoristisches Wochenblatt vom 28. Mai 1892, XXXVI. Jg., Nr. 22. S 7.
(Anno/ÖNB)
https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=fig&datum=18920528&seite=7&zoom=33
Text des Gedichts, in unsere Schrift und Rechtschreibung übertragen:
Erster österreichischer Frauentag
Wenn in den ersten Junitagen
Die Frauen Öst‘reichs sich beraten
Und manche Redeschlacht da schlagen
Und viel der schönen Worte sagen,
So möchten wir auch ihnen raten:
Emanzipiert euch doch
Vom harten Sklavenjoch –
Das man die Mode nennt.
Legt Mieder ab, Chignon,
Die Schleppe und den Cul.
Die alte Prüderie,
So kommt ihr sicherlich
Zur Emanzipation!
Gegen den Frauentag
Dieser kleine Abschnitt aus einer „lustigen“ Zeitung zeigt, wie sehr schon der erste österreichische Frauentag manchen Männern missfällt. Die Frauen sollen nicht kämpfen. Sie sollen sich lieber um ihren Haushalt (die Wirtschaft) kümmern.
Gegen den Frauentag
Gegen den Frauentag.
Kikeriki – Humoristisches Volksblatt vom 5. Juni 1892, XXXII. Jg., Nr. 45, S 7.
(Anno/ÖNB)
https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=kik&datum=18920605&seite=7&zoom=33
Übertragung des Zeitungstextes in unsere Schrift und Rechtschreibung:
Gegen den Frauentag.
Die Arbeiterinnen beim „Luchsen“ haben gegen den Frauentag Stellung genommen, denn ihr Kampf sei nicht der Kampf der Geschlechter, wie ihn die Bourgois-Frauen [Anm.: Frauen aus dem Bürgertum] führen, sondern der Kampf der Klassen. Wäre es nicht besser, wenn beide gar keinen – Kampf, sondern lieber eine ordentliche Wirtschaft führen würden?
Die Rache der Junggesellen
Die Rache der Junggesellen
Die Rache der Junggesellen.
St. Pöltner Zeitung – gegründet als „St. Pöltner Bote“ – Organ des Bauernvereins für das Viertel ober dem Wienerwalde vom 7. Juli 1904, 44. Jg., Nr. 27. S 10.
(Anno/ÖNB)
https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=dsp&datum=19040707&seite=10&zoom=33
„Die Rache der Junggesellen.“ Text dazu in heutiger Schrift
Hier ist der Text dazu in heutiger Schrift und Rechtschreibung nachzulesen:
Aus Philadelphia wird berichtet, dass der dortige Jungfrauenklub vor einigen Tagen eine öffentliche Frauenversammlung anberaumt hatte. Ein längerer Vortrag, dessen Thema lautete: ‚Es ist unmöglich, in der Ehe glücklich zu sein‘, war mit brausendem Beifall begrüßt worden und zahlreiche, keineswegs jugendliche Jungfrauen waren im Begriff, eine Resolution gegen die Ehe anzunehmen, nachdem die Schriftführerin, Fräulein Gertrud Maclean, ihre Schwestern gewarnt hatte, sich vor den Männern zu hüten, die alle Scheusale seien. Dann nahm man plötzlich ein Geräusch wahr, das immer lauter wurde und bald ertönten auch Rufe, nicht immer melodisch klingend, aus den Kehlen der Holden und rechts und links und von allen Seiten her erklang der Ruf: ‚Eine Maus, eine Maus! O, hier sind Mäuse!‘ Bald sah man Mäuse nicht nur am Fußboden, sondern auch auf Tischen und Stühlen. Das Geschrei wurde immer lauter, die Damen rafften die Röcke zusammen und alles stürzte dem Ausgange zu, die Treppen hinunter, auf die Straße. Dort wurden sie von dem Hallo zahlreicher Jünglinge begrüßt, durch deren Reihen die kouragierten [sic!] Damen Spießruten laufen mussten. Schließlich wurde festgestellt, dass mehrere dieser Junggesellen sich den Scherz gemacht hatten, die männerfeindlichen Jungfrauen in der Weise zu erschrecken, dass sie ein paar Dutzend Mäuse in die Versammlung gebracht und so deren vorzeitiges Ende herbeigeführt hatten.
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Hör zu und überleg dir, was da eigentlich passiert ist und warum wohl.
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War es ein lustiger Streich?
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War es eine Gemeinheit?
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Und warum bist du dieser Meinung?
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Diskutiere das mit anderen in einer Gruppe.
Karikatur Frauenstimmrecht
Hier macht sich der Zeichner über das Frauenwahlrecht lustig. Er ist der Meinung, Frau Johnes ist ihr Kuchen wichtiger als die Wahl. Soll heißen, Frauen haben mehr Verständnis für den Haushalt als für die Politik.
Votes for Women
J. Salmon: Votes for Women.
Karikatur. (Netzfund.) 1913.
(LSE Library - The British Library of Political and Economic Science)
Bildrechte ungeklärt.
Übersetzung:
Frauenwahlrecht
Während sie abstimmt, fällt Frau Jones ein, dass sie einen Kuchen im Ofen vergessen hat!
Karikatur über emanzipierte Frauen
Der Zeichner zeigt zwei „Emanzipierte“. Wie viele Menschen seiner Zeit denkt er, Frauenrechtlerinnen haben etwas gegen Männer. Und das wollen sie den Männern auch sagen. Dabei geht es den Frauen nicht darum, gegen Männer zu sein. Sie wollen nur die gleichen Rechte wie diese haben.
Die Emanzipierte
K.A. Wilke: Die Emanzipierte.
Die Muskete – Humoristische Wochenschrift vom 26. Oktober 1916, Band XXIII, Nr. 578. S 4.
(Anno/ÖNB)
https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=mus&datum=19161026&seite=4&zoom=33
Text über und unter der Karikatur in unserer Schrift und Rechtschreibung:
„Die Emanzipierte.
Dass wir ohne Männer auskommen, das wissen wir ja: aber dass nicht ein paar da sind, denen man es ins Gesicht sagen kann – das ist peinlich.“