Der lange Weg: Schulbildung für Mädchen
Frühe Mädchenschulen
Die Errichtung von Mädchenschulen in Niederösterreich beginnt früh, aber spärlich. Einige Klöster errichten Mädchenschulen in Niederösterreich. Draus entwickeln sich später weiterführenden Schulen.
1707 eröffnet in St. Pölten die erste Mädchenschule in Österreich. Es ist zunächst eine Volksschule. Sie wird von den Englischen Fräulein betrieben. Das ist ein Frauenorden, der sich der Mädchenbildung widmet. Mary Ward (1585-1645) hat ihn schon 1609 gegründet.
Mary Ward, Portrait
Mary Ward
Portraitstich.
(ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung, Sign.: PORT_00007174_01 POR MAG)
1894 eröffnet ein weiterer Frauenorden die Schule mit Internat Sacré Coeur in Tullnerbach Pressbaum. Das Grundstück schenkt ihnen Kaiser Franz Joseph.
Mädchen-Pensionat Sacré Coeur Tullnerbach-Pressbaum 1907
Ledermann (Verlag): Mädchenpensionat „Sacrè Coeur“. Tullnerbach-Pressbaum, N.-Oe.
Ansichtskarte, coloriert. Wien 1907.
(AKON/ÖNB)
In St Pölten entsteht eine weltliche Schule für die Töchter von Offizieren. Sie wird aber bald darauf nach Wien verlegt.
Die Volksschule
Maria Theresia führt die Schulpflicht ein. Das ist ein Fortschritt. Die Volksschule ist ab ihrer Einführung für alle Kinder zugänglich. Mehr ist für Mädchen dann auch nicht vorgesehen. Weiterführende Schulen gibt es weiterhin nur für Knaben (Buben).
Alber Anker: Die Dorfschule von 1848
Albert Anker: Die Dorfschule von 1848.
Gemälde, Öl auf Leinwand. 1896.
(Kunstmuseum Basel)
Irgendwie geht lernen doch immer …
Heute haben es SchülerInnen wieder schwer. Wegen der Corona-Pandemie haben viele Kinder immer wieder keine Möglichkeit in die Schule zu gehen. Homeschooling ist dann angesagt. Darüber müssen wir dir nicht viel erzählen. Das erlebst du selbst.
Aber auch früher wird zu Hause gelernt. Nur sind die Gründe andere. Zumeist betrifft es die Kinder der oberen Gesellschaftsschichten. Also die des Adels oder reiche Leute. Die werden zu Hause unterrichtet. Die anderen gar nicht.
Mädchen mit einem Buch
E(duard) Klieber: Lesendes Mädchen.
Fotografie eines Gemäldes. Wien 1908
Original: Öl auf Leinwand. Wien 1852.
(ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung, Sign.: L 2310 D POR MAG)
Und auch andere Schwierigkeiten müssen Kinder früher schon meistern. Nicht immer gibt es genug Platz für sie. Sie müssen sich beim Lernen und Aufgabemachen behelfen. Auch heute ist das manchmal so.
Ölgemälde "Hausaufgabe" von Simon Glücklich
Simon Glücklich (1863-1943: Hausaufgabe.
Gemälde, Öl auf Leinwand. Um 1900.
(Kunstmuseum Basel)
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Simon_Gl%C3%BCcklich_Hausaufgabe.jpg#filelinks
Die Bürgerschule
Wohlhabenden Mädchen werden lange Zeit zuhause privat unterrichtet. Alle anderen Mädchen besuchen nur die Volksschule.
Die Frauen der Frauenbewegung wollen nun, dass Mädchen wie die Buben auch nach der Volksschule in eine weitere Schule gehen können.
Schulzimmer einer Mädchenklasse um 1900
Friedrich Knozer (1853-1923): Schulen. Schulzimmer einer Mädchenklasse.
Schwarz-Weiß-Negativ. Österreich um 1900.
(ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung, Sign.: 422.006-B POR MAG)
Die Bürgerschule gibt es seit 1878 nur in größeren Orten und Städten. Nach 5 Jahren Volksschule ist der Wechsel dorthin möglich. Mädchen dürfen diese Bildungseinrichtung besuchen. Mädchen lernen in der Bürgerschule auch Haushaltskunde.
Viele Mädchen besuchen stattdessen die 8jährige Volksschule.
Drei Mädchen beim Handarbeiten, um 1900
Fr. Möller: Drei Mädchen beim Handarbeiten.
Fotografische Karte mit Gedicht. Verlag Sophus Williams. Berlin um 1900.
(ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung, Sign.: Kor 133/B POR MAG)
Text unter dem Bild:
„Drei Mädchen sollten Strümpfe stricken,
Doch wollt' es der ersten nicht recht glücken:
Sie liess alle Maschen heruntergleiten –
Die dritte aber half zuseh'n der zweiten.“
Die erste Schuldirektorin
Marie Schwar(t)z (1852-1920). Sie wird 1895 als erste Frau zur Schulleiterin einer Mädchen-Volks- und Bürgerschule ernannt. 1919 wird sie Bezirksvertreterin in Wien-Alsergrund für die Demokratische Partei.